Why Brexit is So Likely (auf Deutsch)

Bob Bischof speaks about the inevitability of the ‘Brexit’ with his German-British perspective. Read the transcript here.

This is the transcript for a speech given at the prestigious Kapitalmarkt Forum of Commerzbank AG in Hamburg, October 2015. Read the English version here.

Ladies and Gentlemen, meine Damen und Herren

Es gibt eine Reihe von Gruenden dafuer, dass die Briten den Exit vorziehen koennten bzw ich moechte darstellen, wie hoch der Berg ist, den die Briten ueberwinden muesssen, um sich fuer Europa zu entscheiden oder gar zu begeistern – dann koennen Sie selbst entscheiden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist.

Dazu muss man die folgenden Scenarien verstehen

  1. Das Inselparadies ist bereits uebervoelkert und ueberfremdet in vieler Briten Augen. Die Einwanderung aus den ehemaligen Kolonien wie Indien, Pakistan, Afrika und dem Karibik Raum begann schon vor Jahrzehnten und viele der Immigranten sind wenig integriert und leben in bestimmten Ballungsrauemen. Die neue Immigration aus Europa wurde zunaechst begruesst – polnische Klempner waren begehrte Fachkraefte waerend des grossen Haeuserbooms in der Vor-Rezessionszeit. Als danach die Arbeitsosigkeit und ebenfalls die Europafeindlichkeit stieg begannen Politiker wie Adolf Farage sorry der heisst Nigel mit Vornamen mit simplen Parolen wie „die nehmen uns die Arbeit weg und sind fuer die hohen Hauspreise verantwortlich“ Schlagzeilen zu machen und die Regierung unter Druck zu setzen. Seine UK Indepence Party (UKIP) gewann die Europa Wahl und Prime Minister Cameron musste sich unter Druck seines rechten, ausserordentlich euroskeptischen Fluegels auf das Referendum einlassen.

Die Immigration ist tatsaechlich ein heisses Thema besonders weil UK

– wie ich im naechsten Teil darstellen werde, ein Land ist, dass total unterstrukturiert ist – wie Deutschland vielleicht ueberstruckturiert ist. Da es keine Personalausweise –identity cards – gibt und niemand weder Fahrzeugpapiere noch einen Fuehrerschein bei sich haben muss, weiss man nicht wie viele ueberhaupt im Lande sind. Hinzu kommt, dass es nur Grenzkontrollen bei der Einreise, aber nicht bei der Ausreise gibt. Studenten kommen mit Visa nach GB und keiner kontrolliert, wann sie wieder abreisen. Great Britain ist deswegen ein bevorzugtes Einwanderland und auch weil die ganze Welt zumindest gebrochenes Englisch spricht und wie spaeter erklaert, es unskilled (ungelernte) Jobs in Huelle und Fuelle gibt.

  1. Regeln, Strukturen und Vorschriften liegen den Englaendern nicht

a. Es geht mit der Sprache los. Die Sprache hat kaum Regeln und die Grammatik besteht im wesentlichen aus Ausnahmen. Daher ist sie leicht zu lernen aber unendlich schwer zu perfektionieren. Man drueckt sich auch ungern klar aus, wie Anthropologin Kate Fox in ihrem Buch „Watching the English“ so gut beschreibt. Very interesting heisst total rubbish etc Henning Wehn, der deutsche Komiker, der in England Furore macht, beshreibt das herrlich

b. Es gibt weder eine geschriebene Konsitution noch ein BGB oder HGB – alles ist auf case law aufgebaut und damit interpretierbar – Beispiel die sogenannten „Pay Day Loans“ mit 4stelligen Zinssaetzen waeren auf dem Kontinent unmoeglich, da es Wuchergesaetze oder aehnliches gibt

c. Main Freund Prof Thomas Killinger, Korrespondent der Welt in UK hat das vortrefflich in seinem Buch „Crossroads and Roundabouts“ beschrieben – alles ist staendig im Fluss

Meine Damen und Herren – stellen Sie sich vor, was sich da abspielt, wenn so eine Gesellschaft von unseren EU Freunden in Bruessel mit Regelungen und Vorschriften ueber alles und jedes beglueckt wird…..Das passt wie die Faust aufs Auge.

  1. In der Wirtschaft steht die Flexibility im Vordergrund und Arbeiter-und Angestellten Schutzgesetze (Employment Law) passen da ueberhaupt nicht hin. Wir in Europa sind an diese Dinge wie Mitbestimmung gewoehnt, fuer die englische Wirtschaft ist das alles ein rotes Tuch. Es gibt in UK etwa 2 millionen Zero-hour contracts, bei McDonald allein etwa 100.000, d.h. man wird nur bezahlt, wenn Arbeit da ist.

Als Ausbildung wird in der Regel das „on-the-job“ training als ausreichend angesehen. Im Service Sektor ist das auch oft ausreichend im Herstellbereich nicht – aber der schrunft sich schon seit Jahren gesund und liegt inzwischen bei knapp 10% vom GDP

  1. Die Presse ist ueberwaeltigend rechts, zum Teil rechts von Tchingis Khan

a. Allen voran die Murdoch Presse mit eienm Zeitungs- und TV Empire, dass euroskeptisch ist und mit grossem Misstrauen den Kontinent betrachtet. Murdoch’s Einfluss ist so gross, das Blair und Brown jede Idee von einem Stakeholder Model a la Soziale Marktwirschaft aufgeben mussten. Am 8.1.1996 hielt Blair eine Rede in Singapore ueber die Vorteile des Stakeholder Models. Drei Wochen spaeter mussten Blair und Brown bei Murdoch antreten – das Wort stakeholder wurde danach aus jedem Labour Program gestrichen. Fast wie zu Stalin’s Zeiten, wenn ein General oder Politiker ausradiert wurde.

b. Die Daily Mail, Daily Express und Daily Telegraph sowie und ihre lokalen Ableger sind noch extremer eurofeindlich mit fast taeglichen Attacken auf Bruessel oder auch Deutschland und Frankreich

c. Man darf nicht uebersehen, wie hoch die Auflagen der Zeitungen in UK sind – etwa das zehnfache der deutschen… Die Leser werden in allen Zeitungen mit 20-40 Seiten Sportberichten gefuettert. Wie im alten Rom – Brot (minimum wage) und Spiele. Vorne eine paar Schlagzeilen, harte Kommentare wobei Information oft hinter Meinungsmache zurueckbleibt

d. Guardian und Mirror auf der linken Seite haben wenig Chancen sind aber auch klar tendenzioes ausgereichtet – nur nach links.

  1. Die Exit Befuerworter haben die simpleren Messages a. Ohne Mitglied des Euro Clubs zu sein, ist UK ohne wirkliches Mitspracherecht im Kreis der Grossen und braucht eine Sonderstellung bzw ist besser gleich draussen b. Sprachlich, politisch und kulturell ist UK naeher an USA als an Europa und muss im Zweiferlsfalle immer Amerika folgenc. Den Europaern allen voran den Franzosen kann man nicht trauend. Europa ohne Grenzen ueberschwemmt das Land mit Fremden
  1. Die City hat einen ebenso grossen Anteil am GDP wie der Manufacturing Sektor; die einen brauchen Volatility die anderen Stabilitaet. Vorschriften aus Bruessel werden oft als Unterwanderungsabsicht der Kontinentaleuropaer gegen die Vormachtstellung der City in allen Finanzangelegenheiten dargestellt. Freiwillige Ueberwachung hat zwar in der Vergangenheit nicht funktioniert aber wir nach wie vor bevorzugt. Die Meinung in der City ist jedoch sehr geteilt was das Referendum angeht, aber ueberwiegend pro EU Verbeib – allerdings sie war immer anti Euro, da der Euro bedeutet, dass man nicht mehr mit Waehrungen von 19 Laendern spielen kann, sondern nur noch mit dem Euro.
  1. Was sagt die verarbeitende Wirtschaft dazu?

Ueberwaeltigend dafuer in der EU zu bleiben, aber moeglichst mit einer „reformierten EU“ – weniger Regeln, mehr Subsidiarity, Einspruchsrecht (Veto) im Arbeitsrecht und Finanz- und Steuerangelegenheiten etc

Als Deutscher moechte ich die Briten klar in der EU behalten – mit meinem englischen Hut auf, sehe ich das allerdings nicht unbedingt so eindeutig.

Nebenbei, je mehr sich die deutschen Politiker um UK bemuehen, um sie in der EU zu halten, desto mehr erscheint es den Insulanern, dass die Europaer das nur aus Eigennutz befuerworten zum Nachteil der Englaender. Es bedarf also grosses politisches Fingerspitzengefuehl, hier den rechten Ton zu finden. Sentimentalitaet ist wenig angebracht oder gefragt. Die Anglos waren schon immer von Mars und die Europaer eher von Venus (selbst die Deutschen zur allgemeinen Verwirrung neuerdings).

Mae West Zitat – “When she was good, she was very very good, but when she was bad, she was …. magnificent”. Leicht abgewandelt auf Deutschland bezogen wuerde das heissen

When the Germans are bad, they are awful, but when they are good …. they are even more annoying.

Ce la vie!

Werden die Briten austreten? Die Schotten waren nahe daran, die UK zu verlassen und ein sozial-demokatisches Land zu bilden und haben geschworen, dass wenn Grossbritannien insgesamt mit „out“ waehlt und die Schotten mit „in“, dann wird es ein neues Referendum in Schottland geben und die Schotten wuerden die UK eventuell dann verlassen. Die Scottish National Party, die eine grosse Mehrheit hat, ist nebenbei am weitesten links (im englischen Sinne) – sie nennt sich „progressiv“ und befuerwortet das Model der sozialen Marktwirtschaft a la Germany.

Die neue Labour Opposition unter Jeremy Corbyn ist ein natuerlicher Verbuendeter der SNP, steht allerdings auf sehr fragwuerdigen politischen Positionen wie Verstaatlichung der Bahn und Energiewirtschaft, ist allerdings pro-Europa.

Vieles haengt natuerlich davon ab, wie Europa sich bis zum Wahltag darstellt. Falls die Eurozone sich positiv entwickelt, ist den Austretern schon ein wenig Wind aus den Segeln genommen. Falls nicht und falls sich das Immigrationsthema noch schlimmer entwickelt, wollen viele Englaender den Tunnel wieder zuschuetten …

Bob Bischof – September 2015

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Author: Bob Bischof

German Robert (Bob) Bischof has lived and worked in Britain for 40 years. He is convinced that the two countries can gain much by learning from each other. Well-known for his outspoken comments on economic, political and industrial issues concerning Britain and Germany, he is a regular contributor to a range of newspapers and other publications, including the Financial Times and other national papers.

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